Der Raum, den wir noch haben, um uns frei zu entfalten, wird stetig kleiner und kleiner

In der letzten Woche wurde in Aachen der „Erfolg“ vermeldet, dass die Kameraüberwachung am Bushof die Kriminalität von dort etwas verdrängt hat.
Doch dieser Erfolg verblasst deutlich, wenn man den Preis betrachtet, den wir als Gesellschaft dafür zahlen: Die schleichende Abschaffung der Privatsphäre.
Nicht ohne Grund schützt unser Grundgesetz die freie Entfaltung der Persönlichkeit jedes Einzelnen.

Doch zur freien Entfaltung braucht es Raum, der nicht ständig kontrolliert und überwacht wird, denn vorhandene Überwachung führt automatisch und unterbewusst dazu, dass man sein Verhalten anpasst.

Das aber führt nicht dazu, dass die Bürger sich im Rahmen der Gesetze verhalten, sondern unterdrückt jede Form von Andersartigkeit und führt so zu einem gefrieren von gesellschaftlichen Prozessen, die notwendig sind, um Veränderungen gerecht zu werden.

Der Raum, den wir noch haben, um uns frei zu entfalten wird aber stetig kleiner und kleiner.

Und dabei spielt Kameraüberwachung eine wichtige Rolle, denn die Orte an denen Sie zum Beispiel mit anderen Menschen reden, oder eine Nachricht auf Ihrem Telefon lesen können, ohne dass das gefilmt und aufgezeichnet wird, werden immer weniger.

Wenn wir in Zukunft noch solche Orte erhalten wollen, dann müssen wir heute schon jede Ausweitung von Überwachung genauestens abwägen, denn sowohl unsere Sicherheitsbehörden als auch die Privatwirtschaft zeigen bisher kein Interesse daran, etwas von unserer Privatsphäre übrig zu lassen.

Und die Abwägung an dieser Stelle ist die Aufklärung von Delikten wie Taschendiebstahl gegen die weitere Beschneidung der Persönlichkeitsrechte aller Menschen, die am Bushof verkehren.

Wir Piraten halten daher die Kameraüberwachung am Bushof für völlig unverhältnismäßig und gefährlich für unsere offene Gesellschaft.

Es gibt auch keinerlei extern und vor allem wertfrei gewonnene statistische Daten, dass eine Kameraüberwachung zu einer Aufklärung von Delikten beigetragen hat. Es wird lediglich eine „soziale Erwünschtkeit“ in der Erhebung der Daten deutlich. Soziale Erwünschtkeit meint hier, es werden nicht alle Faktoren, die zu einer Aufklärung von Delikten geführt haben, berücksichtigt – Was dazu führt, das die Erhebung ausschließlich zugunsten der Aussagen des Erhebenden erfolgt.

Vor allem wenn man bedenkt, dass Verbrechen, wie die illegale Massenüberwachung durch unsere Geheimdienste, die mutwillige Zerstörung unserer Umwelt durch Automobilhersteller, oder der milliardenschwere Betrug mit Cum/Ex-Geschäften bisher allenfalls unbedeutende Strafen nach sich gezogen haben, können einem durchaus Zweifel kommen, ob hier wirkliche Probleme gelöst werden, oder lediglich ein Blendwerk für einige besorgte Bürger unterhalten wird.

***

(Text oben aus einer Pressemitteilung der Aachener Piraten. Lest auch hier, was der Polizeipräsident dazu sagt, falls ihr die Bezahlschranke überwinden könnt.

Da könnt ihr auch kommentieren, was auf der uebergangshymne selten gestattet wird, denn die Kommentare, die hier ankommen sind mir vom Ton, Diktus und Duktus her zu unterirdisch (aus der Hölle):

http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/aachen/voellig-unverhaeltnismaessig-massive-kritik-an-den-kameras-am-bushof-1.1856516    )

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2 Antworten zu Der Raum, den wir noch haben, um uns frei zu entfalten, wird stetig kleiner und kleiner

  1. Pingback: Der Raum, den wir noch haben, um uns frei zu entfalten, wird stetig kleiner und kleiner – Piratenpartei Aachen

  2. Wolfgang schreibt:

    Nun ja ich Teile Deine Auffassung zum Teil mit Dir. In Aachen wird das Gefährdungspotentisl wohl nicht so hoch sein wie in Köln oder in anderen grösseren Städten.

    In Bergheim wo ich häufiger bin ist das Gefährdungspotential auch sehr hoch. Und auch in den Bundesbahnen sind wir ja ständig in der Vollüberwachung. George Orwell tritt halt 34 Jahre später in Kraft. Und ob es was nutzt, wenn wirklich mal was passiert ist auch nicht sicher, denn Überwachung alleine wird uns im Ernstfall nicht wirklich helfen. Dazu müsste sich ein wenig mehr Zivilcourage entwickeln. Das sehe ich aber vermehrt eher nicht; von daher…….

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